Hochwasser in Dresden 2002
Bilder von mir zum Hochwasser in Dresden - Leuben und Laubegast
 
„Hochwasser in Dresden-Leuben“,  -

wenn mir dies mal einer gesagt hätte, dann hätte ich ihn für verrückt erklärt. Doch es sollte so kommen. Es war die Nacht vom 12. zum 13. August 2002 – wo ein Albtraum begann. Es regnete seit 1,5 Tagen ununterbrochen. Mein jüngster Sohn war noch länger aufgeblieben. Gegen 23.00 Uhr sagte er, wir müssen die Autos retten. Ein Blick aus dem Fenster und wir sahen, wie sich der Parkplatz vor unserem Haus langsam mit Wasser füllte. Woher kam das Wasser? – Aber keine Zeit nachzudenken, die Autos mussten weg. Die Autos wurden in Kolonne zu einem höher gelegenen Parkplatz vor einem Einkaufsmarkt geschafft. Der Rückweg führte dann durch knietiefes Wasser. Der Wasserstand hatte die Eingangstür noch nicht erreicht, aber im Keller stieg das Wasser kontinuierlich. Offensichtlich wurde es durch die Kellerwände hindurchgedrückt. Kurze Zeit später, der Strom viel aus. Kein Telefon, keine Informationen über Radio und Fernsehen. Kerzen waren ja noch vorhanden. Von den Handys der Familie hatten noch zwei einen funktionsfähigen Akku. Am Morgen erfolgten damit die ersten Anrufe, dass wir nicht auf der Arbeitsstelle erscheinen können. Jetzt bekamen wir auch von Außenstehenden die Information, dass drei Talsperren übergelaufen sind. So hatte sich ein kleines Rinnsal, was durch Dresden Leuben fließt zu einem kleinen Fluss entwickelt, der seine Wassermassen durch das ganze Wohngebiet schickte.


 

Als wir dann bei Tageslicht aus dem Fenster sahen konnten wir es kaum glauben. Wassermassen strömten die  Hauptstraße entlang in Richtung Laubegast und damit in Richtung Elbe. Fast im gesamten Wohngebiet gab es keinen Strom. Nach langem Suchen fand meine Frau eine Einkaufsmöglichkeit um uns erst einmal mit dem Notwendigsten zu versorgen. Es fand sich im Haushalt auch noch ein Kofferradio, welches sich mit Batterien betrieben lies. Die Nachrichten brachten nichts Gutes. Andere Stadtteile und Ortschaften hatte es viel schlimmer getroffen. So verging der 13. August mit Warten und bangen Blicken aus dem Fenster. Zwischendurch wurden Ärzte und Krankenschwestern aus dem Haus mit heißem Wasser und Essen versorgt. Gas hatten wir noch, aber der Tiefkühlschrank würde ohne Strom auch nicht lange durchhalten. Also haben wir aus der Not eine Tugend gemacht. Dabei erwies sich mein großer Sohn als Chefkoch. Heißes Wasser wurde als großer Schatz zum Kochen von Kaffee angenommen. Erst am späten Abend begann der Wasserspiegel auf der Straße zu sinken. Mir war klar, den nächsten Tag musste ich zum Dienst, egal wie, meine Hilfe wurde gebraucht. Als ich gegen 05:00 Uhr aus dem Fenster sah, welch ein Wunder, dass Wasser war weg auf der Straße. So konnte ich mit dem Auto meine Arbeitstelle erreichen.


 

Hier erfuhr ich teilweise das Ausmaß der Überschwemmungen. Die Flüsschen aus dem Erzgebirge hatten unser Wohngebiet und viele andere in Dresden überflutet. Leider war dies erst der Anfang. Die Elbe sollte ein Hochwasser bekommen, was sich noch keiner vorstellen konnte. In Dresden rollten die ersten Helfer an. Überall wurden Vorbereitungen für das kommende Hochwasser getroffen. Ich war täglich 14 Stunden unterwegs. Meine Frau hatte zusammen mit meinem jüngsten Sohn, nach der Trockenlegung des Kellers, mit den Aufräumarbeiten begonnen. Im Keller war alles im Wasser und Schlamm versunken. Vor dem Haus türmte sich ein großer Müllberg. Mein großer Sohn war in der Zwischenzeit im Stadtgebiet unterwegs um Sandsäcke zu füllen.


 

Meine Arbeitsaufgaben führten mich auch in Gebiete, die kurz vor der Evakuierung standen. Eine Bekannte meiner Kollegin wohnt in Laubegast. Laubegast sollte evakuiert werden. Sie stand mit ihren drei kleinen Kindern allein da. Ihr Mann war noch unterwegs nach Dresden – wann er eintreffen würde war völlig unklar. Also bin ich mit meiner Kollegin nach Laubegast gefahren und haben sie mit ihren Kindern mitgenommen. Sie haben bei meiner Kollegin erst einmal ein Quartier gefunden. Wir hatten aber keine Zeit weiter darüber nachzudenken. Das Wasser stieg und stieg. Dann kam auch der Tag, wo in Dresden viele Teile überschwemmt wurden. Darunter auch Laubegast. Das Wasser erreichte die Stadtteilgrenze zu Leuben. Dort kam es aber dann endlich zum stehen. Große Teile von Laubegast wurden  überschwemmt. Aber auch die Altstadt blieb nicht verschont. Der Zwinger, die Semperoper um nur mal zwei Beispiele zu nennen. Ich habe Dresdner gesehen, vor allem ältere Leute, denen standen die Tränen in den Augen beim Anblick unseres Elbflorenz. Ich möchte aber nicht vergessen allen Helfern, Ärzten und Schwestern, Feuerwehr, Polizei, THW und allen anderen Hilfsorganisationen „Danke“ zu sagen, was sie für die Menschen in Dresden und die Stadt Dresden getan haben. Auch möchte ich mich bei allen bedanken, die Ihre Hilfe über das Internet angeboten haben und auch geleistet haben. Die Hilfeleistungen gingen weit über unsere Landesgrenzen hinaus.

 
 

 

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